Virtuelle Influencer: Was sind sie und wie erfolgreich sind sie?

Künstliche Intelligenz durchdringt zunehmend alle Bereiche des menschlichen Handelns. In einigen Bereichen dient KI als zuverlässiger Assistent, der beim Generieren von Code, Bearbeiten von Texten und Erstellen von Bildern hilft. In anderen ersetzt sie den Menschen: Künstlich generierte Models erscheinen auf Titelseiten von Zeitschriften, betreiben Instagram-Accounts und verkaufen Waren in TV-Shoppingkanälen. In diesem Artikel betrachten wir einige interessante Beispiele für die erfolgreiche Anwendung von KI in solchen ungewöhnlichen Bereichen.

Zeitschriften

Im Jahr 2025 erschien in der August-Ausgabe des amerikanischen Magazins Vogue eine Anzeige für die Bekleidungsmarke Guess mit einem Model, das mithilfe künstlicher Intelligenz erstellt wurde.

Seraphinne Vallora, das Unternehmen, das das Model entwickelt hat, wurde von Valentina Gonzalez und Andreea Petrescu gegründet. Laut ihrem Interview mit der BBC kontaktierte Paul Marciano (Mitbegründer von Guess) sie über Instagram mit der Bitte, ein KI-Model für die Sommerwerbekampagne der Marke zu entwickeln.

„Wir haben 10 Entwürfe für ihn erstellt, und er hat sich für eine brünette Frau und eine blonde Frau entschieden, die wir dann weiterentwickelt haben“, sagt Gonzalez.

Einige Nutzer waren empört darüber, dass diese perfekten, computergenerierten Models unnatürliche Schönheitsideale propagieren, die für normale Mädchen unerreichbar sind.

Andere Nutzer reagierten darauf mit der Frage, ob echte, lebende Models nicht dasselbe tun. Vor allem, wenn man bedenkt, dass ohnehin unzählige Filter und Photoshop-Bearbeitungen alle Makel verstecken.

Aber auf jeden Fall kann dieses Model aus dem Vogue-Magazin nicht wirklich als virtuelle Influencerin bezeichnet werden, da sie nicht einmal einen Namen hat. Anders verhält es sich mit Samantha Everly, einem künstlich geschaffenen Model, das auf dem Cover der mexikanischen Ausgabe des Playboy erschien.

Neben Fotos veröffentlichte das Magazin ein Interview mit Samantha, in dem sie über sich selbst und ihre Fans sprach. Und sie hat wirklich viele Fans – derzeit folgen ihr mehr als 250.000 Menschen auf ihrem Instagram-Account!

Was sind virtuelle Influencer?

Virtuelle Influencer sind computergenerierte Charaktere mit eigener Persönlichkeit und eigenen Social-Media-Konten. Sie sehen aus wie Menschen, Cartoons oder Anime-Figuren. Im Gegensatz zu echten Influencern haben Marken die vollständige Kontrolle darüber, was diese digitalen Persönlichkeiten sagen und tun, was sie perfekt macht, um ein junges Publikum zu erreichen, das Online-Unterhaltung liebt.

Vor zehn Jahren gab es nur neun virtuelle Influencer, heute sind es Hunderte auf verschiedenen Plattformen: Instagram, YouTube, TikTok usw. Insbesondere Instagram hat bereits mehrere Dutzend virtuelle Influencer verifiziert.

Von Instagram verifizierte virtuelle Influencer

Hier sind einige davon:

Interessante Tatsache: Superplastic, ein Unternehmen, das seit über 20 Jahren Spielzeug herstellte, beschloss, die Produktion einzustellen, weil die Erstellung virtueller Inhalte profitabler ist! Auf seiner Website erklärte der Gründer des Unternehmens in einfachen Worten, dass unter den aktuellen wirtschaftlichen Bedingungen die Herstellung einer einzigen Figur – vom Entwurf bis zur Lieferung an die Haustür – etwa zwei Jahre dauert und den Endverbraucher rund 300 Dollar kostet. Daher ist es für das Unternehmen natürlich viel profitabler, die Popularität seiner Charaktere online zu monetarisieren.

Einer der Vorteile virtueller Influencer ist ihre Fähigkeit, in allen Arten von Medien zu arbeiten. Ein Mensch kann einen Blog betreiben oder in einer Fernsehwerbung auftreten, aber er kann nicht rund um die Uhr als Assistent in einem Online-Shop tätig sein, während Lu do Magalu dies kann. Das Kaninchen Guggimon nahm an einer NFT-Kooperation mit Gucci teil und wurde zu einem spielbaren Charakter in dem beliebten Videospiel Fortnite.

Virtuelle Prominente verleihen ihren Marken Stabilität und Sicherheit. Menschen sind nicht perfekt und können Fehler machen. Im Jahr 2001 hätte Britney Spears beinahe ihren 108-Millionen-Dollar-Vertrag mit Pepsi verloren, als sie von Paparazzi dabei erwischt wurde, wie sie eine Cola trank. Mit einem virtuellen Influencer würde so etwas niemals passieren.

Laut einem Bericht von HypeAuditor ziehen virtuelle Influencer ein jüngeres Publikum an: 14,64 % der Zuschauer virtueller Influencer sind zwischen 13 und 17 Jahre alt. Das ist doppelt so viel wie bei normalen Influencern (7 %). Darüber hinaus haben virtuelle Prominente eine fast dreimal so hohe Interaktionsrate wie echte Influencer.

Verkäufe

In China tauchten virtuelle Verkäufer 2022 auf Marktplätzen auf und verkaufen sich mittlerweile durchweg besser als ihre menschlichen Kollegen.

Virtuelle Verkäufer auf 4 verschiedenen E-Commerce-Plattformen

Chinesische KI-Streamer arbeiten auf Basis von Baidu und DeepSeek. KI-Streamer ermöglichen es Unternehmen, rund um die Uhr zu senden, was sie zum leistungsstärksten Vertriebskanal des Landes macht. Menschliche Verkäufer erzielen in den ersten Stunden gute Leistungen (sogar besser als KI), werden aber bald müde, weniger freundlich und weniger engagiert, was zu einem Leistungsabfall führt.

Laut Wired stammten im Jahr 2024 mehr als ein Drittel aller Online-Verkäufe in China aus Live-Streams – jeder Zweite tätigte während Live-Übertragungen Einkäufe. Auf einigen Plattformen stiegen die Verkäufe nach der Umstellung auf virtuelle Verkäufer um 30 %.

Ein verwandtes Feld ist OnlyFans, wo Konversation verkauft wird. Ja, wie sich herausstellt, gehen viele Männer nicht wegen expliziter Inhalte dorthin, sondern um mit Mädchen zu chatten, die ihnen gefallen. Laut OnlyGuider-Daten stammen 69 % der Einnahmen aus privaten Nachrichten und nur 8 % aus Abonnements.

Prozentualer Anteil am Umsatz, von links nach rechts: Nachrichten, Trinkgelder, Abonnements, Verlängerungen, Beiträge, Streams

Allerdings muss die Kommunikation auch effektiv monetarisiert werden. Viele Frauen, die auf der OnlyFans-Plattform arbeiten, beauftragen Spezialisten mit der Verwaltung von Chat-Konversationen. Die Arbeit eines solchen Spezialisten kann pro Monat 900 Dollar kosten. Ein Chatbot ist wesentlich kostengünstiger. Konkret bietet das Start-up SuperCreator einen Bot an, der für 99 Dollar pro Monat 2.000 Nachrichten schreibt. Laut dem Gründer des Start-ups wird dieser Bot bereits von über 25.000 Frauen genutzt.

Wie erstellt man einen virtuellen Influencer?

Sie können damit beginnen, ein Bild zu generieren, und dann Animationen und Sounds hinzufügen. Mit Midjourney und DALL-E wurden 9 Models erstellt, die 2023 im Vogue-Magazin Singapurs veröffentlicht wurden.

Vogue Singapur, 28. Februar 2023

Der Bildgenerator DALL-E ist auf unserer Website verfügbar. Das generierte Bild können Sie dann auf einen speziellen Dienst wie apob.ai hochladen. Mit diesem Dienst können Sie virtuelle Influencer auf der Grundlage von echten Fotos, generierten Bildern oder von Grund auf neu erstellen.

Hier ist ein Beispiel für eine Generierung von Grund auf:

Klicken Sie dann auf die Schaltfläche „Dieses Bild als Referenzbild auswählen“ und verwenden Sie den resultierenden Charakter in beliebigen Szenarien: Animationen oder Videos.

Die Credits, die Sie bei der Registrierung für den Dienst erhalten, reichen nur für die Animation von Bildern aus. Für Videos müssen Sie zusätzlich bezahlen.

Diese Dienste können miteinander kombiniert werden. Sie können beispielsweise ein Bild in DALL-E oder apob.ai generieren, es in Kling animieren und in ElevenLabs eine hochwertige Sprachausgabe hinzufügen. Es gibt auch einen universellen Dienst, der all das kann – openart.ai.

Die Zukunft der virtuellen Influencer

Natürlich reicht es nicht aus, einfach nur einen interessanten Charakter zu erschaffen. Wie bereits weiter oben in diesem Artikel erwähnt, gab es vor zehn Jahren nur eine Handvoll solcher Charaktere, heute sind es Hunderte. Der Wettbewerb wächst und der Neuheitswert lässt nach.

Laut Daten von HypeAuditor verzeichneten 2019 nur 30 % der virtuellen Influencer einen Rückgang ihrer Follower-Zahlen, aber 2020 stieg dieser Anteil auf 48 % und 2021-2022 erreichte er 57 %. Selbst die äußerst beliebte Miquela (@lilmiquela) hat in den letzten drei Jahren 700.000 Instagram-Follower verloren.

In einigen Bereichen – wie beispielsweise dem Online-Handel – werden virtuelle Assistenten im Laufe der Zeit wahrscheinlich den Menschen vollständig ersetzen. In kreativeren Bereichen – wie der Unterhaltungsindustrie – hängt der Erfolg eines virtuellen Influencers davon ab, wie gut seine Persönlichkeit entwickelt ist und wie interessant seine Lebensgeschichte ist. In dieser Hinsicht unterscheiden sich KI-generierte Prominente nicht von Film- oder Buchfiguren. Nur dass diese Figuren jetzt ins Internet gewechselt sind.